Die wahre Heldin dieser Geschichte ist ein Pferd, genauer gesagt die Stute Lisa. Sie war so ein prachtvolles Tier, dass sie dem Maler Markus Bachmann Modell stehen durfte. Ihr Bild zierte sogar 1937 den Kalender des Futtermittelverbandes und Tante Angelika phantasierte noch auf dem Sterbebett, Lisa werde unversehrt aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehren.

Nachdem im März 1938 die Deutschen mit Österreich auch Götzis heimgeholt hatten, trachteten sie danach, den 1. Mai als Tag der Arbeit für die eigenen Ziele zu vereinnahmen. Die Nazis und ihre Sympathisanten organisierten einen Umzug. Für die Festwagen sollten sich die Bauern mit ihren Pferdegespannen zur Verfügung stellen.

Als Emil Dünser mit Lisa angefordert wurde, rettete er sich mit der Ausrede, an diesem Tag auf Reisen zu sein. Also wurde sein Bruder Adolf angesprochen. Auch er hatte offenbar keine Lust beim Umzug dabei zu sein. Neben seiner Ausrede, an diesem Tag keine Zeit zu haben, bot er großzügig an, das Pferd Lisa könne jederzeit aus dem Stall geholt werden. Adolf erinnerte sich an Roma, die in der Wiedengasse Pferde eines Hohenemser Viehändlers versorgten und ihnen gelegentlich Schnaps in das Futter mischten, damit sie sich einem Käufer kraftvoller präsentierten als sie in Wirklichkeit waren.

Adolf präparierte also am Morgen des 1. Mai Lisa mit einer ordentlichen Portion Hafer und Schnaps und ging seines Weges.

Die Männer, die später Lisa aus dem Stall holten, schafften es noch, das Pferd bis in den Hof der Firma Huber zu bringen, wo die Festwagen zusammengestellt werden sollten. Als sie aber anspannen wollten, gebärdete sich Lisa so wild, dass an einen Einsatz beim Umzug nicht zu denken war. Es blieb nichts anderes, als Lisa wieder in den Stall zurück zu bringen. Dass sie nur ihren Rausch ausschlafen wollte, wußte nur Adolf.

Lisas Widerstand half ihr nicht. Sie wurde für der Kriegseinsatz requiriert und kam im Krieg um. So wie sie verehrt wurde, war sie bei Dünsers das einzige "Familienmitglied" das im Krieg gefallen ist.