Peitl - Wurzeln in Traiskirchen

Am 25. April 1785 wird im Haus Nr. 54 Magdalena Peitlin geboren. Die Hochzeit Eltern der Eltern Joseph Peitl und Marianna Peitlin ist im Trauungsbuch nicht vermerkt

Die Weiß-Linie aus Leobersdorf

Die zweite Belagerung Wiens durch das osmanische Heer 1683 hatte für unsere Weiß-Vorfahren in Leobersdorf entscheidende Bedeutung. In der Leobersdorfer Chronik des Alois Schabes ist zu lesen:

"Es gab zu dieser Zeit in Leobersdorf nur einen Krämerladen, nämlich den des Handelsmanns Mayerhofer. Eben dieser Mayerhofer und seine Frau wurden von marodierenden Türken ermordert. Daraufhin wurde das Geschäft, dessen Konzession vermutlich an das Haus Nr. 92  gebunden war (radiziertes Gewerbe), von der Familie Weiß übernommen. In der Folge wurde das Geschäft von Matthäus Weiß, geb 1661, dann von Jakob d. Ä., geb. 1697 und Jakob d.J.,  geb. 1722 geführt. 1820 war Ignaz Weiß Inhaber des Krämerladens".

Ob Georg Weiß, der im folgenden Taufbucheintrag  aufscheint, ein Sohn des Ignaz oder sein Bruder war, wissen wir nicht, aber die Verbindung steht außer Zweifel.

 

Nach Schabes scheinen die Weiß 1683 das erste mal in den Pfarrmatriken auf, also im gleichen Jahr in dem sie das Geschäft übernommen haben. Das läßt vermuten, daß unsere Vorfahren im Jahr 1683 nach Leobersdorf  zugezogen sind.

Zumindest die Namenslinie dürfte in Leobersdorf ausgestorben sein, denn weder unter 84  Gefallenen des ersten Weltkrieges noch unter den 202 Gefallenen des zweiten Weltkrieges scheint der Name Weiß auf.

Das Haus Nr. 92 (in der neuen Nummerierung Hauptsstraße 32) war zuletzt im Besitz einer Familie Spies, wurde um 1998 von der Gemeinde erworben und schließlich abgebrochen.

 

Aus dem Taufbuch der Pfarre Leobersdorf vom Jahre 1817:

 

den 14-ten Dezember, Hausnr. 92,

(das Kind) Anton Einsiedler

(Vater) Georg Weiß, bürgerlicher Handelsmann von hier

(Mutter) Magdalena Beitel von Traiskirchen

(Paten) Johann Georg Raab, Müllermeister von Wien und Anna

(Zeugin) Wilhelmine Thug, geprüfte Hebamme von Gainfahrn

 

 

Georg Weiß und seine Frau Magdalena geb. Beitel sind vorläufig die frühesten dokumentierten Vorfahren aus dieser Linie. Vorläufig deshalb, weil Leobersdorf und Traiskirchen zu jenen Gemeinden gehören, deren Matriken noch nicht online einsehbar sind.

Die Nachfahrenlinie wird sich nicht sehr ausbreiten. Anton der Einsiedler und Franziska geb. Zelzer hatten zwar sechs Kinder, aber soviel bekannt ist, hat nur ihr Sohn Anton Jakob geheiratet und der war wieder mit seinem Einzelkind Josefine zufrieden. Erst Josefine hat schließlich mit ihren sechs Kindern und den folgenden achtzehn Enkelkindern den Genpool wieder vergrößert.

 

 

Franziska Zelzer und Anton Weiß haben am 26. Okt. 1859 in der Pfarre St. Ulrich in Wien Neubau geheiratet.

Transkription des Eintrages im Trauungsbuch der Pfarre St. Ulrich, Wien-Neubau:

oben Rubriken vl: 

Prot. 153, Rap. 266 getraut den 26. Okt. 1859 von P. Otto Mosmeyer Koop.

(Bräutigam) Weiß Anton ....Geschäftsführer, geb. von Leobersdorf ...des Franz Weiß, bürgerl. Handelsmann und der Magdalena geb. Beitel beide selig u. kath. ehelicher Sohn, verkündet am 23 23. Okt. 1859 .......

(Adresse) Stadt 787  geb. d. 14. Dez. 1817

(Alter)  41

unten

(Braut) Zelzer Franziska ... Goldarbeiterin, geb. von Stubenbach in Böhmen des Laurenz, Papiermeister und der Franziska geb. Eggerth beyde selig u. kath. ehel. Tochter,

(Adresse) Neubau 137   l.T. geb. d. 13. Feb. 1831

(Alter) 28

(Zeugen) Th. Thornton Fabriksbesitzer, Unter Eggendorf 38

Johann Zelzer Kaufmann Stadt 949 katholisch

_______________________________________________________________

 

Aus dem Trauungsprotokoll lassen sich neben den Personendaten noch ein paar interessante Informationen herauslesen. Die Adresse Stadt Nr. 787 entspricht der Adresse Wien I, Wollzeile 35 / Ecke Postgasse.

Die Adresse des Trauzeugen Johann Zelzer (Onkel der Braut) Stadt 949 entspricht der Adresse Wien I, Himmelpfortgasse 7 / Ecke Rauhsteingasse. 

Der Trauzeuge Th. Thornton gehörte vermutlich schon zur zweiten Generation der Thorntons. Es muß eine freundschaftliche Beziehung zwischen Anton Weiß und Thornton gegeben haben. Vielleicht war Anton Weiß Geschäftsführer in einer der vielen Thornton Baumwollspinnereien.

Die Rolle, welche die Fam. Thornton in der Industriegeschichte spielte, wurde im Buch "Unternehmertum im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft" Hrsg. Herbert Matis und Dieter Stiefel, beschrieben

Ergänzung am 28. 11. 2015:

Im Nachruf auf Antons Sohn Rudolf findet sich der Hinweis auf den Konkurs von Antons Arbeitgeber im Jahre 1873. Tatsächlich wurde über die Firma Thornton, auch über den Betrieb des Thomas Thornton in Untereggendorf am 17. März 1870 der Konkurs eröffnet. (der Irrtum bei der Jahreszahl 1873 ist kein Problem)

Anton wird im Nachruf als "Niederlagsdisponent" bezeichnet. Er dürfte also die Stadtfiliale der Firma Thornton in der Ballgasse 1 in Wien geführt haben. So erklärt sich auch Thomas Thorntons Rolle als Trauzeuge von Anton und Franziska Weiß.

Parte von Anton Weiß. Etwas eigenartig lesen sich die pedantischen Zeitangaben. Wichtig war auch der Hinweis, daß Anton im eigenen Grab und nicht etwa in einem billigen Schachtgrab bestattet wird.

Im gleichen Grab wurden seine Frau und die Kinder Barbara, Marie, Wilhelm und Josef beerdigt. Nach Auskunft der Friedhofsverwaltung befand sich das Grab beim Tor 2, Gruppe 29, Reihe 1, Nr. 39,  Das Grab wurde 1997 aufgelassen. Die letzte Bestattung war die der "Wettitant"

Franziska Weiß geb. Zelzer kurz vor ihrem Tod 1912

Parte von Franziska Weiß.

 

 

Die Nachkommen von Anton und Franziska

 

 

Anton Jakob wurde am 13. August 1861 in Wien-Neubau geboren und in der Pfarre St. Ulrich getauft. Er war der älteste der sechs Weiß Kinder. Helga Mittelberger ist im Besitz seiner Schulzeugnisse, weigert sich aber, diese zu zeigen, weil sie so beschämend miserabel sind. Anton Jakob hat sich auf paradoxe Art und Weise an der Schule gerächt. Er wurde Lehrer, Schulinspektor und Verfasser zahlreicher pädagogischer Schriften. Am 22. November 1885 heiratete er die Lehrerin Jenny (Eugenie) Rubin und schuf so die Voraussetzung unser Ur-(ur)großvater zu werden. weiterlesen>> 

Das Bild zeigt die Brüder Anton (stehend) und Rudolf Weiß. Die Fotographie dürfte 1865/66 aufgenommen worden sein. Zu dieser Zeit wurden noch umständliche Naßvervahren angewendet. Der Gang zum Fotographen war keine Alltäglichkeit. Auch die Bekleidung der Buben verrät, daß nicht nur Familie sondern auch gutbürgerlicher Wohlstand gezeigt werden wollte.











Rudolf wurde am 12. April 1863 in Wien  geboren. Er scheint sich in der Schule leichter getan zu haben, machte seinen Doktor und wurde Gymnasialprofessor. Nach Erzählungen seiner Nichte Josefine Weiß war Rudolf ein verwöhnter Mensch, der sich von seinen Schwestern bedienen und bekochen ließ. Sein lebenslanger lediger Zustand sie darauf zurück zu führen gewesen. (Helga Mittelberger)

Rudolf erkrankte an Leukämie und starb am 9. Juli 1911. 



 "Wilhelm Tell" 1909 am Gmundener Gymnasium. (li. von Tell Rudolf Weiß)

 

 

"Was ihr seid, das waren wir,

 Was wir sind, das werdet ihr."

 

In einer Kunstbetrachtung zitiert Rudolf Weiß diese Inschrift aus dem Fresko "Der Triumph des Todes" von Francesco Traini. Er scheint es ihm angetan zu haben, nicht nur als Verweis auf die Vergänglichkeit, sondern auch als Haltung gegenüber den Schülern. 

 

Nach Rudolfs Tod widmete ihm der Direktor des Staatsgymnasiums, Dr. Karl Schuh, im Jahresbericht 1912 einen ehrenvollen Nachruf. Im Gegensatz zu seiner Nichte Josefine zeichnet Dr. Schuh das Bild eines überaus vielseitigen, engagierten und allseits beliebten Pädagogen. Die Nähe, die der ledige Professor zu seinen Schülern pflegte, war ungewöhnlich. Studienreisen, Ausflüge und Privatunterricht würden heute mit Argwohn beobachtet werden.

Unbestritten dürfte sein, daß Rudolf ein sehr ideales Bild einer umfassenden humanistischen Bildung hatte. Mit seinen eigenen Studien in den alten Sprachen, in Geschichte, Geographie und Kunstgeschichte hat er sich daran orientiert, mit seiner kreativen Didaktik wollte er die Schüler für dieses Ideal gewinnen.

Sein Versuch über "Graphische Darstellungen im Dienste des Historischen Unterrichts" ist deshalb beeindruckend, weil Rudolf den Stellenwert der Visualisierung von Sachverhalten

erkannt hat.

>> mehr zu "Graphische Darstellungen im Dienste des Historischen Unterrichts"

>> mehr zur "Entwicklung der Italienischen Malerei vom Beginn des Mittelalters bis zur Renaissance"

>> Nachruf von Dr. Karl Schuh im Jahresbericht 1912

>> mehr Bilder von Rudolf Weiß


Rudolfs Lebenslauf in Kürze

12. April 1863

Geburt in Wien

 März 1870

Konkurs der Fa. Thornton, der Vater wird arbeitslos

1877

Miterwerb durch Nachhilfestunden

20. März 1882

Tod des Vaters

1880

Matura und Studium

1889

Promotion Dr. phil. Lehramt für Latein und Griechisch als Hauptfächer, Deutsch als Nebenfach

1889/90

Probejahr am Mariahilfer Kommunal- Real- und Obergymnasium Wien

Feber 1893

Supplent am Staatsgymnasium Krems

1893/94

Supplent am Kommunal- Real- und Obergymnasium Wien- Leopoldstadt

1895

Erweiterungsprüfung für Geographie als Hauptfach

1897

Erweiterungsprüfung für Geschichte als Hauptfach

1. Sept. 1879

definitive Anstellung am Kommunalgymnasium Gmunden

1903

Beginn Studium der Kunstgeschichte

1909

 

 

Erkrankung an Leukämie

9. Juli 1911

Tod


Marie (Mizzi)  1865   - 22. Mai 1935 lebte mit ihrer Schwester in Wien, Fuhrmanngasse und arbeitete (nomen est omen) als Weißnäherin.

 

Wilhelm  geb.1867 war Jurist. Soviel bekannt ist, blieb auch er unverheiratet. Am 24. Juli 1913 wurde er auf dem Zentralfiedhof bestattet.

 

Josef  geb. 1869 hat als Notar gearbeitet. Er starb Anfang Oktober 1938. Das Begräbnis fand am 6. Okt. 1938 auf dem Zentralfriedhof statt.

 

Barbara die "Wettitant" geb. ca. 1874 gestorben nach 1960. Zwischen ihr und der Nichte Josefine gab es regelmäßigen Briefkontakt. Sie wohnte in Wien, Fuhrmanngasse. Gestorben ledig und kinderlos. In einem ihrer letzten Briefe bedauert sie sehr, keine Kinder und Kindeskinder zu haben.

 

 

 

Nachdem Barbara Weiß vom Tod ihres Großneffen Christoph Mittelberger erfahren hat, schreibt sie am 13. Dezember 1944 zwei Briefe. Im zweiten Brief stellt sie fest, daß sie im ersten Brief zu sehr über ihre eigene Situation gejammert hat, wo doch ihre Nichte Josefine gerade den Tod ihres Sohnes Christoph betrauert.

Was sie als Jammern bezeichnet, ist aus heutiger Sicht eine eindrucksvolle Beschreibung der Lebensbedingungen in Wien und ihr Umgang damit. Beispielhaft dafür ist, wenn Wetti Bomben mit Langzeitzünder als humaner empfindet, weil man direkt erwischt wird und nicht im Keller ersticken muß.

Wien, 13. 12. 1944

 

Liebe Josefine

 

Vielen Dank für das Packerl und Karte. Hast Du meinen Brief erhalten?Wie kannst Du noch in Deinem großen Kummer und Trauer an Andere denken? Du hast mir wirklich Freude mit dem Packerl gemacht. Gemüse bekommt man nur alle 14t. einmal und das nur sehr wenig. 1 kg Mehl für 4 Wochen & 3/8 Butter. Margarine hab ich für täglich 1/4 l Vollmilch umgetauscht, da ich gottlob schon 70 bin. Mein teurer Vorrat ist bereits pfutsch. Heute hab ich aber doch wieder 1/2 Kilo Schmalz um 120 bekommen. Ich bin glücklich darüber, wenn es auch wahnsinnig ist soviel auszugeben. Hast Du noch gar nichts  Näheres erfahren über Christoph? Wie lange werden wir alle noch dieses furchtbare Leben ertragen? Montag war wieder ein Großangriff  auf Wien. Ostbahnhof, Arsenal, Winterhafen, Floridsdorf, letzteres soll nur noch ein Trümmerhaufen sein. Es sollen Brandb. & Langzeitzünder geworfen worden sein.. Josefst. ist diesmal verschont geblieben. Die Langzeitzünder finde ich eigentlich noch humaner, da man sich das nackte Leben doch noch retten kann und nicht im Keller versticken oder verhungern braucht, was gewöhnlich

der Fall ist.

Rosl war schon 14 T nicht bei mir. Sie hat nur mittags Zeit und da ist beinahe täglich Alarm. Was werden das für Weihnachten werden! Vielleicht müssen wir sie auch im Keller feiern. Mir kanns recht sein.

Liebe Josefine nun wünsche ich Dir und Deinen Lieben recht gesegnete Feiertage. Das liebe Christkindlein möge uns Allen Kraft schenken, um all diese Leiden und Drangsale geduldig ertragen zu können und auch den wahren Frieden schenken.

Viele herzliche Grüße an Euch Alle

                                   Wettitant

Wien 13./12 1944

 

Liebe Josefine!

Wollte gerade an Dich mein Dankschreiben für erhaltenes Packerl und Karte aufgeben, als isch die erschütternde Nachricht bekam. So ist denn wirklich das Furchtbarste eingetreten! Möge der liebe Gott Euch Kraft schenken, um alle die großen Leiden und Schmerzen mit Geduld weiterzutragen können. Die gute Seele ist nun bereits in die ewige Heimat eingegezogen. Vergönnen wir ihr diese ewige Ruhe. Wer weiß, was ihm unser Herrgott hier auf Erden ersparen wollte. Werde am Samstag die hl. Messe und Kommunion für ihm aufopfern.

Sobald es möglich ist, werde ich auch hier eine hl. M. für ihn lesen lassen. Der Breitenfelder Pfarrsprengel ist sehr groß mit nur 3 Priester, dazu eine unheimlich große

Sterblichkeit. Sie kommen nur langsam mit den vorgeschriebenen Bestattungsmessen nach. Auch die Requiem mehren sich unheimlichfür die gefallenen Pfarrkinder. Und mitten unter der Zeit womöglich noch Fliegeralarm.

Wenn Du wieder etwas ruhiger geworden bist und es Deine Zeit erlaubt, gelt dann schreibst du mir etwas Näheres. Dem guten Großvater ist der Schmerz auch erspart geblieben. Hab noch Briefe von ihm, worin er mit Stolz vom Enkelrl Christoph schrieb. Das ist ein schneidiger, tapferer Soldat. Nur schade, daß er so wenig kommen kann. Aber wie er Zeit (hat) kommt er und das freut mich immer. Er ist ja in Salzburg abgerichtet worden gelt? Großvater hat mir auch oft ges...

schrieben, daß Josefine stolz darauf sein kann auf ihre Söhne. Ja, ja, stolz! wie man es nimmt. Zum Schluß steht so eine arme Mutter ganz allein da. Wenn nur diese Satane endlich einmal wieder in ihre Finsterniß gestoßen werden würden. Vielleicht bringt uns das Christkind diesmal den Frieden, nach dem die Völker seufzen.

Den anfangs erwähnten Brief habe ich nun auch aufgegeben, mußt ihn aber nicht lesen, denn er wird Dich in Deiner jetzigen Verfassung nicht viel oder gar nicht interessieren. Es ist ja doch immer wieder das allegemeine Wiener gejammer und kann aber dadurch nicht geholfen werden.

Zum Schlusse nehmt Alle

mein aufrichtiges Beileid entgegen. Der liebe Gott möge besonders Euch guten Eltern die Kraft schenken, um all die leiden ohne Murren geduldig weitertragen zu können. Es gibt ja ein Wiedersehen und dahat aller Kummer und Elend eine Ende. Nun noch recht gesegnete Weihnachten mit vielen herzlichen Grüßen

                           Wettitant

Der in den Briefen tief betrauerte Christoph Mittelberger ist Weihnachten 1945 doch noch lebend aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Nur war er kein schneidiger Soldat mehr, er war so ausgemergelt, daß ihn Helga Mittelberger gar nicht mehr erkannt hat, als er bei ihr in Wien vor der Tür gestanden ist. weiterlesen>>

 

 

Der folgende Brief bestätigt indirekt das Gerücht, daß die Heirat von Josefine Weiß mit dem Vorarlberger Johann Josef Mittelberger in der erweiterten Familie Weiß in keiner Weise gutgeheißen wurde. Noch im Brief von 1960 läßt die Wettitant Johann Josef Mittelberger unbekannterweise grüßen. Es wird in den Briefen auch kein Dank für die Unterstützung an ihn ausgerichtet, obwohl er mit seinem Einkommen auch dazu beigetragen hat.

Helga Mittelberger berichtet, daß Anfang der 20-iger Jahre Johann Josef Mittelberger in seiner politischen Funktion in Wien zu tun hatte. Er nahm seine Tochter Anna (aus erster Ehe) mit auf die Reise. Johann Josef wollte offenbar die Gelegenheit für einen Besuch bei Mizzi und Wetti, den Tanten seiner Frau, nützen.

Diese hätten ihm aber die Haustür vor der Nase wieder zugemacht.

 

 

 

Wien, 6. März 1960

 

Liebe Josefine!

 

Vor allem bitte ich für mein strafbares Stillschweigen um Verzeihung. Mein einziger Entschuldigungspunkt ist mein Alter. Bedenke sage beinahe 87 und so ganz mutterseelenallein. Komme nicht mehr auf die Gasse, werde von meinen guten Hausleuten bedient wie ein Herrscher. Rosl kommt monatlich Nachschau halten, ob ich noch da bin. Jetzt bin ich froh, daß ich neben dem Zimmerl noch den offenen Gang hab. So hab ich doch täglich doch ein bisserl Luft.

Da bist Du doch noch glücklicher daran. Kinder Kindeskinder, wie schön muß das Leben sein. Aber nein, ich bin Dir nicht neidig. Zu dem ist ja der Mensch erschaffen worden. Ausnahmefälle gibt es ja immer gelt?.....

Was ich an mir vermisse und bedaure ist meine Gedächtnisschwäche. Verkalkung des Gehirn. Aber da kannst nix machen.

Das eine bin ich glücklich, das

(Fußnote)Deine ausgibichen Packerln hab ich immer dankend bestätigt. Ich selbst kann nicht fort und muß es immer durch andere aufgeben lassen. Daher nochmals vielen Dank

ich das mein Heimgang ganz geordnet ist. Muß nur jemand auf die Gemeinde gehen und melden, so wird dann alles geschehen. Dann kommt niemand mehr ins Grab. Und ich bitte um einen guten Nachruf.

Nun zu Deiner lieben Familie. Wie geht es Euch allen? Hoffendlich sind alle wohlauf. Kommst Du gar nicht mehr nach Wien?  Hast Recht. Wienerstadt heißt nix mehr.

Rosl ist noch immer die Alte. Gut, lieb und besonders für mich fürsorglich. Sonst wäre ich nicht sehr vermißt.

Gottlob nun kommt wieder der Sommer. Da muß bei Euch fleißig Gartenarbeit gemacht werden gelt? Hoffendlich ist alles gesund; Haubsächlich das Oberhaupt der Familie, dem ich unbekannterweise herzlich grüßen laß und alle Familienmitglieder.

So seid Alle recht herzlich gegrüßt und gedenke ab und zu Eurer alten

                                                                                            Wettitant

 

 

Die Vorfahren von Anton Weiß und seiner Geschwister Rudolf, Maria, Barbara, Wilhelm und Josef