Aron Arnold Rubin (1861-11.03.1930) war als k.u.k. Militärrechnungsoberofficial unter anderem auch in Sarajewo stationiert. 1887 heiratet er im Stadttempel Ernestine Jerusalem (geb. 22. April 1861 in Wottiz). Ab 1910 wohnen sie in Wien 9, Liechtensteinerstraße 119.
Im Alter von 81 Jahren mußte Ernestine am 13. Juli 1942 in die Sammelwohnung Seegasse 9 übersiedeln. Einen Monat später, am 13. August 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und von dort am 25. August in das Lager Maly Trostinec überstellt, wo sie ermordet wurde.
Nach Auskunft des Wiener Meldearchivs war der Sohn Richard auch noch in der Seegasse gemeldet, dann verlor sich seine Spur. Von Karl Oskar gab es, außer dem Geburtsintrag in den Matriken der IKG Wien auch keine weiteren Hinweise.
Aron starb am 11. März 1930. Das Grab ist am Zentralfriedhof, Tor 4, Gruppe 16, Reihe 15, Grabnummer 20 zu finden.
Der relativ neu wirkende Grabstein war ein sicheres Indiz, daß es überlebende Nachkommen geben muß, die den Grabstein in Auftrag gegeben haben. Eine erste Nachfrage bei einem Steinmetz in der Nußdorferstraße blieb ohne Erfolg, weil die Mitarbeiterin ohne Erlaubnis des Chefs keine Auskunft geben wollte. Bei einem weiteren Versuch ein paar Jahre später war die Firma aufgelöst.
In den folgenden Jahren kümmerte ich mich nur sporadisch um die Suche nach Aron Rubins Nachkommen.
Yoav Sharon in Israel, dem ich bei der Entzifferung galizischer Matriken behilflich war, hatte sich angeboten, in Israel nach Richard und Karl Oskar Rubin zu suchen. Im Juli 2014 hatte er einen Richard Rubin in Rumänien ausfindig gemacht und wollte von mir wissen ob er der Gesuchte sein könnte. Rumänien war nicht abwegig, denn Aron war als Beamter der K&K Armee in Sarajewo stationiert, also könnte er auch im österreichischen Teil Rumäniens gedient haben. Zur Sicherheit schaute ich noch einmal in die jüdischen Matriken der IKG.
Rumänien kam nicht in Frage, dafür blieb ich beim Zusatz "(Rubner)" hängen und wunderte mich, warum ich nicht schon lange unter diesem Namen das Internet durchsucht hatte.
Die erste Eingabe von Richard Rubner in Google Books brachte einen Auszug aus dem Buch von Peter Melichar über die Arisierung von Banken und Probleme der Restitution. Es war eine vielversprechende Spur, aber dieser Richard Rubner hätte immer noch ein Namenszwilling sein können, denn Rubner war und ist als Familienname sehr verbreitet.
Mit den Quellenangaben aus Melichars Buch war es Lukas möglich, den Arisierungsakt im Staatsarchiv auszuheben und zu kopieren. Auf Seite 4 fand sich der entscheidende Hinweis, daß dieser Dr. Richard Rubner zweifelsfrei der Sohn des Aron Rubin und der Ernestine (nee Jerusalem) ist. Bei der Auflistung der Schulden ist als letzter Posten ein Darlehen von J. Arnold wohnhaft in Wien 9, Hörlgasse angeführt. Bei J. Arnold handelt es sich um Isidor Arnold, der Gatte von Richards Tante Emma Arnold (nee Rubin).
Die Nachkommen von Aron und Ernestine Rubin
Anhand der Quellen, die sich unter dem Suchbegriff "Rubner" anboten, können wir davon ausgehen, daß Aron und Ernestine nur die zwei Söhne
Richard, geb. 26. Mai 1890 in Wien, gest. am 27. Juni 1960 in England, und
Karl Oskar, geb. 13. April 1893 in Wien, hatten.
Richard absolvierte ein Jusstudium und wurde Hälfteteilhaber des kleinen Bankhauses Wallentin, Steininger & Co. OHG. Die Firma in der Mariahilferstraße 6, war keine Bank im heutigen Sinn sondern eine Wechselstube, ein Klassenlotteriegeschäft und ein Handel mit Effekten und Zessionen. Nach dem Einmarsch der Deutschen 1938 wählte Richards Gesellschafter Max Steininger den Freitod. Richard wurde am 25. Juni 1938 in das Konzentrationslager Dachau gebracht. das Bankgeschäft wurde beschlagnahmt und nachdem Richard die Reichsfluchtsteuer 13.717,- bezahlt hatte, konnten Richard und seine Frau Paula ihren Töchtern nach England nachreisen.
1919 hatte Richard im Wiener Stadttempel Pauline Wraubek geheiratet und am 16. September 1920 wurden die Zwillingstöchter Lieselotte (Liesl) und Margarete (Gretl) geboren. Beide besuchten das Gymnasium in der Albertgasse und konnten schon 1938 nach England emigrieren.
Diese, leider schwer leserliche Kopie, dokumetiert die Entscheidung der britischen Behörden, wonach Liesl Rubner von der Internierung feidlicher Ausländer ausgenommen wird.
Einbürgerung
Nach den vorliegenden Unterlagen wurden im Laufe des Jahres 1947 Richard Rubner, seine Tochter Liesl, sein Bruder Karl Oskar, dessen Tochter Inge Johanna in Großbritannien eingebürgert. Grete war zu dieser Zeit bereits mit dem Briten Peter Pupius verheiratet. Liesl Rubner heiratete Fritz Deutsch. Sie haben zwei Söhne.
Namenswechsel
Die Brüder Richard und Karl Oskar haben vermutlich schon in den 20-iger Jahren den Namen Rubin auf den geläufigen Namen Rubner geändert. Die Töchter Liesl und Gretl und ihre Gatten haben ihre Familiennamen um 1951 "angliziert".
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Von Karl Oskar Rubner (Rubin) war Ziviltechniker. Er hat 1926 im Wiener Stadttempel Grete Jelinek geheiratet. Auch er konnte mit seiner Familie nach Großbritannien emigrieren konnte. In der britischen Einbürgerungsliste von 1947 scheinen allerdings nur noch Karl Oskar und seine Tochter Inge Johanna auf. Grete Rubner (geb. Jelinek) dürfte schon vorher verstorben sein.
Das war der Wissenstand bis zum Sommer 2015. Eigentlich hatte ich die Hoffnung aufgegeben, Nachkommen einer Frau zu suchen, deren Familiennamen sich durch Heirat sicher geändert hatte. Ich entdeckte einen Strohhalm. Die Vermutung, die Vornamenkombination "Inge Johanna" würde in Großbritannien sehr selten sein. Und so war es.
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Auf der Spur von Inge Johanna Rubner
Der Jahreskalender der "London School of Economics" verriet, daß Inge Johanna Rubner Wirtschaft studiert hatte.
Im Geni Internet Familytree fand sich ein anonymisiertes Kind von Karl Oscar Rubner mit dem Familiennamen Kessler.
Es konnte sich nur im Inge Johanna handeln, weil Karl Oscar offensichtlich nur diese eine Tochter hatte.
Einen Dank
schulde ich Peter Lowe in Danesbury UK. Wir haben durch seine Forschung zur Familie Jerusalem schon vor Jahren Kontakt geknüpft. Er hat mir durch seinen Zugang in die britischen Archive wertvolle Unterstützung geboten.
Und einen Dank an Yoav Sharon, der mich durch eine falsche Vermutung auf die richtige Spur gestoßen hat.