O Schreck

Schreack nannten die Walser einen steil aufspringenden Berg. In Götzis meinten sie damit den Bergrücken, der sich aus der Örflaschlucht erhebt und bis zum Spallen ansteigt. An seiner Süd-Ost-Flanke bot er den Walser Siedlern ein paar brauchbare Flecken, um ein karges Leben zu fristen. Ein Eschenbestand am Emmebach gab der Gegend den Namen "Äschach", aus den später "Meschach" wurde.

 

 

Unsere Mittelbergervorfahren in Meschach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Überlegungen zu Herkunft der Mittelberger sind fast selbstverständlich von der Annahme ausgegangen, die Mittelberger seien als Walser nach Meschach eingewandert und Mittelberger sei ein Herkunftsname der sich entweder auf Mittelberg im Kleinen Walsertal, Mittelberg bei Fontanella oder Mittelberg bei Nenzing zurückführen lasse. Ein genaueres Quellenstudium zwingt dazu, diese Theorie zu überdenken.

Schauen wir den Namen genauer an. Herkunftsnamen wurden vergeben, wenn jemand von einem Ort in den nächsten gezogen ist. Bei entsprechender Fruchtbarkeit hat sich dann der Name über Generationen in der Region verbreitet. Dem entsprechend müßte in den Matrikel der Nachbarpfarren der in Frage kommenden Mittelbergparzellen, den Name Mittelberger früh aufscheinen.

Aber die Suche nach diesen frühen Mittelberger in den Matrikel von Riezlern, Schröcken, Nenzing, Frastanz,  Damüls, Fontanella, Sonntag, Laterns, Viktorsberg, Rankweil, Dafins, Fraxern blieb ergebnislos. In den ersten Jahrzehnten der pfarrlichen Aufzeichnungen beschränken sich die Mittelberger auf Meschach und Ebnit, wobei sie in Meschach früher und zahlreicher aufscheinen.

Am 15. Juni 1651, vier Jahre nach Beginn der Aufzeichnungen ist ein Jos Mittelberger als Pate der Katharina Lampertin im Taufbuch eingetragen.

Das Ebniter Taufbuch beginnt 1650 und am 6. März 1684 scheint eine Agatha Mittelberger als Frau des Balthus Halbeisen auf. Bei Josef Mittelberger, der am 21. Dezember 1686 als Kindesvater eingetragen wird, ist seine Herkunft aus der Pfarre Götzis vermerkt.

 

Im Landesarchiv sind zwei Urkunden über die Mittelberger in Meschach verwahrt. Die erste wurde am 13. Jänner 1514 verfasst. Es heißt:

Hans Mittelberger, sesshaft in dem Meschach, verkauft dem Jos Schwarz und seiner Ehefrau Elsa, dem Hans Schneider und seiner Ehefrau "Wybraut" (Wiborada), dem Hans Ritter und einer Ehefrau Ursula Schwarzin, alle zu Kalcheren sesshaft, und der Anna Schneiderin, Witwe des Marti Zeller von der Altenstadt, um 9 Pfund 4 Schilling 13 Pfennig einen jährlichen Zins von 9 Schilling 8 Pfennig ab seinem Hof der

„inwert an Lahen egg, abwert an Fry Martis gütter, ufwert an die Liten und uswert“

an sein eigenes Gut grenzt. (nach Alois Niederstätter, Montfort 2013 S 77 )

 

Folgt man dieser Beschreibung, dann kann sich dieser Hof nur in der Gegend des Gasthaus Berghof (vormals Vogel) befunden haben, aber es ist sinnvoll die Richtungsangaben einzeln anzuschauen.

„inwert an Lahen egg“ 

Lahenegg liegt laut Flurnamenkarte am Anfang des hinteren Emmebachtobels, dort wo der Weg in den Eberwald den Bach quert.

„abwert an Fry martis gütter“

diese Beschreibung folgt offenbar dem Gelände Richtung Kirche.

„uffwert an die Liten“

damit ist das steile Waldstück oberhalb der Bushaltestelle Berghof gemeint.

 

„uswert an sein eigenes Gut stoßend“

erscheint im ersten Augenblick irreführend, aber die Richtungsangabe macht Sinn, denn damit war Richtung Hohenems gemeint. Meschach gehörte mit Ebnit zum Herrschaftsgebiet der Emser Grafen. Diese belehnten die frühen Siedler. Der Weg über Millrütte und Gsohl nach Hohenems war der ursprüngliche Weg hinaus ins Tal. Nur pfarrlich gehörte Meschach zu Götzis.

 

 

Die Lage der Mittelbergergüter

 

In der zweiten Urkunde, einem Zinserneuerngsbrief vom 31. Juli 1595, belasten Jos Mittelberger und seine Frau Gertrud Martin ein Gut in der „Leichta“  und  „vier Mannsmahd Heuwachs auf Müllers Reuti“. Während der Flurname „Leichta“ verloren scheint, ist die zweite Ortsbeschreibung eindeutig. Mit den vier Mannsmahd Heuwachs muß die Wiese unterhalb der Millrütte  von der Straße abwärts gemeint sein. Mamad ist dort als Flurname erhalten und diese Wiese war auch in trockenen Sommern feucht genug, um entsprechenden Graswuchs für eine Heuernte zu sichern.

 

Wir können also davon ausgehen, daß die Mittelberger schon vor 1500 im oberen Meschach und auf Millrütte gesiedelt haben. Es bleibt die Frage, woher kamen die ersten Mittelberger und  von welchem Ort ist ihr Name abgeleitet. Die Variante der langsamen Verbreitung von einem bekannten Mittelberg ist, wie ich eingangs argumentiert habe, sehr unwahrscheinlich. Es gibt noch im Wallis und im Sarganserland jeweils einen Mittelberg, doch Bergspitzen als Ursprung für einen Herkunftsnamen zu vermuten macht keinen Sinn.

Zwei weitere Möglichkeiten sind nicht auszuschließen:

 

Es war nicht unüblich, daß verdiente Söldner vom Landesherrn in seinem Herrschaftsbereich angesiedelt wurden. Damit wäre ein direkter Weg eines Mittelberger aus einem Vorarlberger oder Schweizer Ort namens Mittelberg nachvollziehbar.

 

Die zweite Überlegung: Auf dem ehemaligen Gut der Mittelberger hat sich der Flurname „Getzner“ erhalten. Vielleicht war das schon ein Vulgoname der Mittelberger. Das würde auf eine Herkunft von Götzis oder vom Götznerberg hindeuten.

Nach einer Urkunde von 1418 hat der Walliser Peter Lamparter in der Schwendi dem Hans Ledergerb von Lindau einen Martinizins verkauft. Die Lamparter zählen zu den ganz frühen Siedler in Meschach. (Alois Niederstätter, Montfortheft Walserspuren 2013 S 79 Fußnote 15)

Es scheint, die Walser haben nicht nur von oben nach unten gesiedelt, sondern in beide Richtungen.

 

Aber das bleiben Spekulationen, wenn auch interessante. Bemerkenswert ist die Verbreitung der Mittelberger nach Götzis, während im Zeitraum  1602 bis 1630 kein Mittelberger in das Taufbuch Hohenems eingetragen wurde. Die Heiratsgewohnheiten lassen enge Verwandtschaften vor allem mit den Martis auf der Schwende erkennen. Überhaupt scheint es, daß das obere Meschach, Millrütte, Spallen und die Schwendi am oberen Götzner Berg sehr eng verbunden waren. Dem entsprechend dürfte der Weg über die „Krümena“, zwischen Rüttkopf und Kapf,  zu dieser Zeit eine größere Bedeutung gehabt haben als heute.

Fazit:

Die Mittelberger gehören zu den ganz frühen Siedlern im oberen Meschach und wenn auch die Generationen zwischen Hans Mittelberger, Jos Mittelberger und den ersten Mittelberger im Taufbuch (1652) nicht belegt werden können, ist es zulässig Hans Mittelberger als ersten urkundlich erwähnten Vorfahren zu bezeichnen, denn erst ab 1660 zeigen sich mit Johannes und Jodocus Mittelberger zwei Familienlinien.

 

 

 

 

 

 

 

 



In Mäschach wird am 20. März 1662 Joachim Mittelberger (unser Vorfahre) als fünftes Kind des Jodocy Mittelberger und der Maria Lampertin geboren. Joachim hatte vier ältere Geschwister:

  • Sebastian, geb. am 20. Jänner 1653
  • Magdalena, geb. am 28. Mai 1655
  • Joannes, geb. am 28. Mai 1655 (Zwillinge)
  • Josef, geb. am 17. April 1659

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Noch bevor in Götzis das Trauungsbuch angelegt wurde, heiratete unser Vorfahre Joachim Mittelberger Barbara Welti. Dem Namen nach zu schließen, könnte sie vom Viktorsberg gestammt haben.

 

Joachim und Barbara hatten sechs Kinder:

  • Katharina, geb. am 6. Dezember 1692
  • Maria, geb. am 26. März 1695
  • Maria, geb. am 15. Jänner 1698
  • Josef, geb. am 18. Jänner 1700
  • Johannes, geb. am 9. Jänner 1702
  • Anton (unser Vorfahre), geb. am 7. November 1707

Die Identifizierung dieses Anton als Vorfahre war etwas umständlich, weil 1703 in Meschach schon ein Anton als Sohn des Johannes M. und der Gertrud Oberhauserin geboren worden war. Lange war unklar, welcher von beiden als Ahn in Frage kam. Erst der Vergleich der Zeitabstände von Geburtsdaten und der Vulgoname "Nollis" führte zum 1707 geborenen Anton Mittelberger. Anton unternimmt auch die "Auswanderung" vom Meschach in die Schwende an Götznerberg. Der Flurname "Nollen", wo sein Hof steht, bleibt als Vulgoname haften. Seine Nachkommen sind für einige Generationen unter "Nollis Donis" bekannt.

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Am Loacker wird am 5. Februar 1707 Magdalena Rinderin, eine Tochter von Thomas Rinderer und Agatha Lenglin geboren.

Am 5. Mai 1735 ehelicht der "honestus juvenis" Antonius Mittelberger die "virgine" Magdalena Rinderer.

Anton und Magdalena bringen sieben Kinder zur Taufe:

  • Johann Georg, geb. 24. Februar 1736 am Loacker
  • Barbara, geb. 10. Mai 1737 am Loacker
  • Barbara, geb. 9. Jänner 1739 am Loacker
  • Franziska, geb 27. Dezember 1740 am Loacker
  • Franziska, geb. 10. März 1744 an der Schwende
  • Johannes, geb. 18. November 1745 an der Schwende (unser Vorfahre)
  • Maria geb. 20. November 1747 am Loacker

    Wenn die ersten vier Kinder am Loacker geboren wurden, bedeutet es nicht, dass die Familie dort gewohnt hat. Wahrscheinlich ist Magdalena nur für die Entbindung zu ihrer Mutter gegangen, um Beistand zu haben.

     

Anton Mittelberger vulgo Nollis stirbt am 30. März 1756 an der Schwende. ____________________________________________________________________________

Johannes Mittelberger ehelicht am 1. Mai 1769 in der Wallfahrtskirche St. Arbogast Franziska Lenglin von Viktorsberg. In den Pfarrbüchern finden sich vier Nachkommen:

  • Anton, geb. 24. Juli 1770 an der Schwende (unser Vorfahre)
  • Johann Michael, geb. 10 Dezember 1771 am Loacker
  • Maria Magdalena, geb. 8. November 1774 am Loacker
  • Josef, geb. 15. Jänner 1777 am Loacker

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Anton Mittelberger heiratet am 10. November 1800 Agatha Rinderer (geb. 30. Jänner 1765). Agatha ist fünf Jahre älter und wohnt ebenfalls an der Schwende. Als arbeitsamer Walser hatte er wohl weder Zeit noch Lust einen weiten Weg zur Stubat zu gehen. Vielleicht wollte neben der Jungfrau auch noch das eine oder andere Stück Wiese in der Nachbarschaft erobern. Mit dreißig, repektive fünfunddreißig Jahren waren die beiden jedenfalls nicht mehr die Jüngsten. Das mag ein Grund sein, warum in den Büchern nur drei Kinder zu finden sind.

 

  • Thomas, geb. 29. April 1803, gest. 3. Mai 1853 (unser Vorfahre)
  • Johannes, geb. 1. Dezember 1801, gest. 29. August 1884
  • Josef Anton, geb. 6. Juni 1810

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Thomas Mittelberger findet seine Frau in Altach. Anna Maria Ender (13. Nov. 1811 - 9. Sept. 1888) ist die Tochter des Michael Ender und der Maria Zimmermann (aus Röthis). (Es sei erwähnt, dass sich aus dieser Enderlinie zumindest keine direkte Verbindung mit der Familie des späteren Landeshauptmanns Dr. Otto Ender nachweisen lässt. Thomas' Enkel Johann Josef und Otto Ender werden 1897 enge Freunde und politische Weggefährten sein.)

Thomas und Anna heiraten am 16. Jänner 1837 und haben fünf Nachkommen.

 

  • Josef Anton, geb. 16. Juni 1838, gest. 4. Mai 1891. Er hat mit seine Frau Anna Maria Egle zehn Kinder. Dem entsprechend leitet  sich von den beiden eine riesige Sippe ab, hier nicht dargestellt werden kann. Laut Nachruf im Vorarlberger Volksblatt soll er, entgegen aller Vorurteile, ein ehrenwerter Viehhändler gewesen sein.
  • Johann Michael Mittelberger  (2. Nov. 1839 - 13. Nov. 1912)
  • Thomas, (16. Aug. 1846 - 1914)
  • Magdalena,  (9. Feb. 1849 - )
  • Johann Ulrich ( 4. Nov. 1850 - 22. 12. 1933) (unser Vorfahre)
  • Maria Theresia   (1. Feb. 1852 - )

Thomas muss ein vifer Bauer gewesen sein. Georg Schwab, der den Götznerberg penibel erforscht, hat herausgefunden, dass Thomas am mittleren Berg einen Grundbesitz von 4 Hektar zusammengekauft hat. Es gibt Hinweise, dass er sehr viel Geld verliehen und Pfandrechte auf Böden als Sicherheit genommen hat. Dieser Weg hat ihm den Erwerb des einer oder anderen "Bleatz" sicher erleichtert.

Lange konnte er sich des Wohlstandes nicht erfreuen. Thomas starb 50-jährig nach einem Sturz von der Leiter. Als er hinaufstieg, war es die Holzleiter, als er fiel, war es die Himmelsleiter.

Mit "vulgo Tomilis" hat sich sein Vorname als Sippenbezeichnung über mehrere Generationen gehalten.

 

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Karolina Burtscher und Johann Ulrich Mittelberger

Mit ihnen beginnt  in unserer Mittelbergerlinie ein neuer Abschnitt. Deshalb zweigen wir hier auf eine eigene Seite ab. >>> Tomilis Uri und seine Lina