Plan von Maria Hilf von 1830
Plan von Maria Hilf von 1830

 

 

Josef Eggerth (18. 3. 1804 - 14. 6. 1878)

 

 

 

Seidenspinner - Knopffabrikant - Erfinder - Badhausbesitzer - Wohltäter

 

Mit Josef Eggerth  begegnet uns eine in jeder Hinsicht beeindruckende Persönlichkeit. Sicher hätte Josef ohne Schwierikeiten die Mühle seiner Eltern in Langegg übenehmen, dort ein gesichertes Leben führen und seinen Wohlstand vermehren können.

Soweit sich sein Weg verfolgen lässt, beginnt er in Wien-Neubau 299 als Hersteller von Schnüren und Knöpfen. Er ist noch in der Mühlenmechanik, Schnüre werden gedreht, Knöpfe werden aus Holz und Horn gedrechselt.

Die Entscheidung, sich in Wien-Neubau niederzulassen, war sicher nicht unüberlegt. Schließlich hatten sich dort bereits Anton, Johann und Jakob Zelzer, drei Schwäger seiner Cousine Franziska Zelzer geb. Eggerth im Textilgeschäft etabliert.

Nach den vorhandenen Quellen scheint Josef Eggerth als Seidenspinner begonnen zu haben. Mit seinem technischen Talent dürfte er sehr schnell die Chancen für verbesserte mechanische Produktionsabläufe erkannt haben.

 

Johann Eggerth ist gerade einmal 25 Jahre alt, als er 1829 eine Maschine zur Erzeugung von Schnüren entwickelt und auf diese Erfindung ein Privileg von drei Jahren verliehen bekommt. Wenn man sich vorstellt, welchen Bedarf an textilen Schnüren und Kordeln es in der Wohn- und Bekleidungskultur des Biedermeier gab, dann kann man auch erahnen, welchen Profit er mit seiner Erfindung erwirtschaften konnte. Die arbeitslosen Schnürmacher werden wenig erfreut gewesen sein.

 

Joseph Eggerth war ein fleißiger Tüftler. Im Laufe der Jahre gelangen ihm zahlreiche Erfindungen in unterschiedlichen Branchen. Die folgende Sammlung ist sicher nicht vollständig, zeigt aber die Vielfalt seiner Erfindungen.

 

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Josef Eggerth in der Fotosprache von 1870. Der Backenbart als Ausdruck der Kaisertreue und die Korderl an gedrehten Seidenschnüren, mit deren Produktion er seine erste Profite gemacht hat. Bildquelle: Karel Eggerth in Prag

  

Laut Brünner Zeitung wird Josef Eggert 1832 ein weiteres Privileg für eine Verbesserung  in der Knöpfeproduktion verliehen:

 

"Dem Joseph Eggerth, Inhaber eines ausschließenden Privilegiums, in Wien Leimgrube Nr. 99, für die Dauer von sechs Jahre, auf die Verbesserung, Seidenknöpfe mit metallenen Böden und Öhren mittels einer neuen Maschinen-Vorrichtung in allen denkbaren Formen schöner, schneller und zu billigeren Preisen als bisher zu erzeugen."

Privileg von 1850
Privileg von 1850

1832  liest man in der Brünner Zeitung:

 

"Dem Joseph Eggerth, Inhaber eines ausschließenden Privilegiums, in Wien Leimgrube Nr. 99, für die Dauer von sechs Jahre, auf die Verbesserung, Seidenknöpfe mit metallenen Böden und Öhren mittels einer neuen Maschinen-Vorrichtung in allen denkbaren Formen schöner, schneller und zu billigeren Preisen als bisher zu erzeugen."

 

Adressbuch der Handlungsgremien und Fabriken von 1833
Adressbuch der Handlungsgremien und Fabriken von 1833

1840 ist im Bericht über die allgemeine österreichische Gewerbeausstellung zu lesen:

 

"Joseph Eggerth, bürgerlicher Handelsmann zu Wien, Leimgrube 123 übergab aus Ochsenklaue gepreßte Knöpfe. Die Hierzu erforderlichen Stanzen werden mit Hilfe einer, vom Herrn Aussteller erfundenen Maschine gravirt, und die auf diesem Wege erzeugten Knöpfe finden wegen gefälligen Ansehens und Dauerhaftigkeit guten Absatz."

 

Josef Eggeth dürfte es gereizt haben,  für monotone Arbeitsabläufe  Maschinen zu entwickeln.  Am 23. Jänner 1839 wird ihm ein zweijähriges Privileg auf seine Maschine zur Zündholzproduktion verliehen.

 

 

Die Urbanisierung des Mühlenteiches

 

Es mutet eigenartig an, daß eine etablierter Knopfproduzent und Erfinder plötzlich eine, für damalige Verhältnisse, pompöse Badeanstalt gründet. Hier sei die Spekulation erlaubt, daß das Wasser nichts von der Faszination eingebüßt hatte, die Josef Eggerth als Müllerskind sicher empfunden hat. Mit dem Bau der Bäder scheint er sich sein "Wasserreich" in die Stadt geholt zu haben. Das Thema Wasser hat ihn so stark beschäftigt, daß er sogar eine kleine Streitschrift verfasste, in welcher er die Geldverschwendung beim Bau der Hochquellenleitung anprangerte. Und als Josef Eggerth  in der Laimgrube in Wien-Maria Hilf sein erstes Bad, das Karolinenbad eröffnete, hatte er sicher nicht nur eine gewöhliche Reinigungsanstalt im Sinn. Das Karolinenbad und das spätere Esterhazybad dürften von Anfang an als städtische Kuranstalten konzipiert gewesen sein. Bäder namens "Karolinenbad" gab es schon in anderen Badeorten, unter anderem auch in Baden südlich von Wien. Mit der Wahl dieses Namens beanspruchte er von Anfang an einen Platz in der oberen Liga.

Erstaunlich ist auch der Zeitpunkt der Eröffnung. Die Kaiser-Ferdinand Wasserleitung wurde erst 1841 fertiggestellt. Die Lieferleistung war absolut nicht zufriedenstellend. Josef muß erkannt haben, daß es trotzdem Tageszeiten mit überschüssigem Wasser gab. Als Müllerssohn hatte er entsprechende Erfahrung in der Wasserbewirtschaftung. 1843 begann er mit dem Bau des Karolinenbades, welches dann 1845 eröffnet wurde. Die Ausstattung muß beeindruckend gewesen sein. Berichtet wird von 40 Badewannen aus Marmor in 30 Kabinen. Dazu berichten Zeitungen:

 

"Herr Jos. Eggerth hat auf der Laimgrube in der Gstätengasse ein Bad unter dem Namen „Karolinenbad eröffnet, dessen Zierlichkeit und bequeme Einrichtung bemerkenswerth ist."

(Sonntagsblätter)

   

"Das Karolinenbad in der Laimgrube (untere Gestättengasse 123) wurde 1845 von Josef Eggerth an einer Stelle errichtet, wo ein Bad ein längst gefühltes Bedürfnis war; das Bad bezieht sein Wasser aus der Ferdinands-Wasserleitung, ist mit Douchen und einem Wasserbehälter aus Asphalt versehen, der 600 Eimer fasst."

 

 

Es überrascht wenig, wenn wir lesen wie Josef Eggerth mit seiner Erfindungsgabe auch die technische Ausstattung seiner Badehäuser verbessert.

Bisher konnten wir nicht herausfinden, was welcher Effekt mit diesen Luftapparaten erzielt wurde, denn unter einem Luftbad verstand man eigentlich einen Aufenthalt in der frischen Luft. Davon dürfte es zu dieser Zeit in Wien eher wenig gegeben haben. Dafür ist in Maria Hilf der Begriff Luftbad verankert. Die Straße hinter dem ehemaligen Esterhazybad heißt immer noch Luftbadgasse und dort gibt es inzwischen auch das Lokal "Luftbad."

Das Karolinenbad galt als Vorläufer der späteren Volksbäder. Es wurde nach dem Tod von Josef Eggerth von seinem Sohn Karl Eggerth sen. weitergeführt. 1924 wurde das ursprünglich aus dem Jahr 1797 stammende Haus noch einmal renoviert und schließlich 1961 abgerissen. Das Glasfenster über dem Hoftor befindet sich im Bezirksmuseum Mariahilf.

 

 

Das Esterhazybad

 

 

Durch den Erfolg des Karolinenbades ermutigt, wollte Josef Eggert ein zweites, sogenanntes Kaltwasserbad errichten. Dafür erwarb er einen kleinen Weinberg mit dem "Binderhäusl" an der Gumpenendorferstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Karolinenbad. Doch es gab Widerstand. Ein Nachbar befürchtete, sein Haus könnte durch Feuchtigkeit beschädigt werden. Der Besitzer des Sophienbades erhob Einspruch mit der Behauptung, er habe das alleinige Privileg für Dampfbäder. Schließlich wurde der Bau erlaubt, allerdings mit der Auflage, das neue Gebäude "sei in der Höhe so zu bemessen, daß es dem Esterhazypalais nicht die Aussicht verstelle."

1852 wurde das neue Bad eröffnet. Im Vordertrakt waren die Wannenbäder, im hinteren Trakt waren zwei Schwimmhallen, je eine für Frauen und eine für Männer, untergebracht. Die Schwimmhallen waren auch im Winter beheizbar. 

Bereits 1857 wurde schon wieder erweitert. Mit Genehmigung des Fürsten Esterhazy wurde ein weiteres Stockwerk aufgesetzt und das Bad wurde "Badhaus zum Fürsten Esterhazy" getauft. Die Querschnittzeichnung zeigt ein Konzept mit unterschiedliche soziale Schichten angesprochen wurden und die Besucher trotzdem unter ihresgleichen baden konnten. Ober- Mittel- und Unterschicht fanden sich in den entsprechenden Etagen.

 

Josef Eggerth, der Mitglied der Geologischen Gesellschaft war und sich einen Namen als Sammler von Meteoritensteinen gemacht hatte, hatte das Glück, daß bei den Grabarbeiten zum Eweiterungsbau fossile Reste eines Hauerelefanten gefunden wurden.

 

 

 

 

 

Im Jahrbuch 1857 der Geologischen Gesellschaft wird berichtet, daß Josef Eggerth die Fossilienfunde der Geologischen Gesellschaft geschenkt hat.

 

 

 

Das Esterhazybad wurde von den Nachkommen noch bis in die Siebzigerjahre betrieben. 1982 wurde es abgebrochen.

 

 

Der Wohltäter

 

 

Josef Eggerth kann als repräsentativer Vertreter des aufblühenden Bürgertums und der Gründergeneration angesehen werden. Vermutlich hatte er in Langegg nur ein paar Jahre Volksschule genossen. In seinen kommerziellen, technischen und naturwissenschaftlichen Interessensgebieten muß er Autodidakt gewesen sein. Die Streitschrift zum Bau der Hochquellenleitung zeigt auch politisches Interesse.

Die Schenkung an die Geologische Gesellschaft ist sicher nur ein Beispiel für eine Wohltätigkeit. Das soziale Engagement seiner Nachkommen läßt darauf schließen, daß "Sponsoring" im Hause Eggerth einen bedeutenden Stellenwert hatte.

Dem entspricht auch die Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes. In dieser Zeit soll das Goldene Verdienstkreuz nicht inflationär verteilt worden sein.

aus "Zeitschrift für Gebildete"
aus "Zeitschrift für Gebildete"

Während sein Cousin Franz Eggerth als kommunistischer Agitator von den Behörden verfolgt wurde und schließlich nach Nordamerika auswandern mußte, stellte sich Josef Eggerth im Revolutionsjahr 1848 auf die kaisertreue Seite.

 

Josef Eggerth stirbt am 14. Juni 1878 und wird am 16. Juni auf dem Schmelzer Friedhof beerdigt.

 

Todesanzeige in der Neuen Freien Presse
Todesanzeige in der Neuen Freien Presse

1880 aus Österr. Jahrbuch: Seit unserer letzten General-Versammlung wurden viele unserer Vereinsgenossen von des Todes kalter Hand berührt und dem warmen Leben entrückt, und zwar in Wien: Badhausbesitzer Joseph Eggert,….

Die Familie

 

Josef Eggerth heiratete ca. 1832 Barbara Knapp aus Wittingau (Trebon, Tschechien), nicht weit von Schrems.

 

Nach den Unterlagen hatten Barbara und Josef drei überlebende Kinder.

 

Josef jun. war vermutlich der Erstgeborene. Nach Angaben von Gerhard Sautner, Heimatforscher von Langegg, hat Josef jun. 1856 die Türlmühle in Gmünd nach dem Tod  seines Großvaters Johann Eggerth übernommen, diese allerdings nur zwei Jahre geführt. Dann verliert sich seine Spur.

 

 

Karl Eggerth wurde ca. 1834 geboren. Er heiratete Josefine Knapp (1837 - 5. Mai 1904) Ihr Familienname irritiert. Ob das Zufall war, oder ob sich Karl bei der Brautschau in der Verwandtschaft seiner Mutter umgeschaut hat, ist nicht bekannt.

 

 

in Arbeit